2 Ein entwickelter Finanzsektor ist kein Selbstzweck

In abgeschotteten Märkten wollen alte, etablierte Unternehmen verhindern, dass junge, innovative Firmen auf den Markt kommen. Sie bilden dann auch eine Lobby gegen effiziente Finanzmärkte. Besonders gut entwickeln sich Wirtschaft und Finanzsektor, wenn der internationale Handel frei ist und Kapitalströme frei fließen (Rajan und Zingales, 2003).
Das Rechtssystem eines Landes, und insbesondere der rechtliche Schutz für Investoren, sind für die Entwicklung des Kapitalmarktes und für die Gesamtwirtschaft von großer
Bedeutung (La Porta, Lopez-de-Silanes, Shleifer, Vishny, 1998; La Porta, Lopez-de-Silanes und Shleifer, 2008).
Intransparente Regulierung und „besondere Beziehungen“ zwischen Unternehmen und der Regierung erhöhen die Markteintrittskosten für potenzielle Wettbewerber erheblich. In einem solchen System sind Interessenkonflikte nicht die Ausnahme, sondern die
Regel und führen zu nicht wettbewerbsfähigen Finanzmärkten (Zingales, 2015).
Die Rechtsstaatlichkeit ist ein entscheidender Faktor für die Entwicklung wettbewerbsfähiger Finanzmärkte (La Prota, Lopez-de-Silanse und Shleifer, 2008).
Die Investitionsentscheidungen von Investoren sorgen dafür, dass Kapital in jene Anlagen fließt, die das beste erwartete Ertrags-Risiko- Verhältnis bieten. Das ist auch dringend erforderlich - wenn man etwa an die Notwendigkeit privater Altersvorsorge denkt. Diese ist auch für Österreich aufgrund der Bevölkerungsentwicklung enorm.
Im internationalen Wettbewerb sind hohe Qualifikation (Humankapital) und optimale Kapitalallokation (Investitionen, Kapitalproduktivität) entscheidend. Die Kapitalproduktivität misst, wie effizient der Kapitalstock eines Landes eingesetzt wird – dies wirkt sich auch auf die erzielbaren Renditen auf den Kapitalmärkten aus. Im Gegensatz zur Entwicklung in den Industriestaaten ist die enorme Kapitalbildung in den Emerging Markets bisher kaum zu Lasten der Kapitalproduktivität gegangen.
- Unternehmen mit soliden Projektideen erhalten Zugang zu Kapital – auch ohne persönliche Beziehungen zu Kapitalgebern.
- Investoren erzielen eine faire, risikoadäquate Rendite.
- Innovation führt zu steigendem Wohlstand. Der Weg dazu ist jedoch oft unbequem, weil ineffiziente Unternehmen durch bessere verdrängt werden („kreative Zerstörung“).
- Wirtschaftswachstum, Kapitalakkumulation und Effizienz der Wirtschaft steigen!
Ethische Prinzipien und Umweltthemen werden für Anleger immer wichtiger. Dadurch erhalten jene Unternehmen günstigeren Zugang zu Kapital, welche einen positiven Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung leisten.
Aktuell gibt es einen Boom bei Finanzprodukten, die Umweltthemen berücksichtigen. Anleger müssen aber genau hinsehen, ob nicht „greenwashing“ betrieben wird.
Was sagt die Theorie?
Ethisches Investieren kann das Firmenverhalten beeinflussen, hat aber auch Einfluss auf die von Kapitalgebern erzielbaren Renditen („The effect of green investment on corporate behavior“, Heinkel, Kraus und Zechner, 2001).