Sir Isaac Newton:

„Ich kann zwar die Bahn der Gestirne auf Zentimeter und Sekunde berechnen, nicht aber, wohin eine verrückte Menge den Aktienkurs treibt.”

Die South Sea Trading Company erhielt im Jahr 1720 in England im Gegenzug für die Übernahme von britischen Staatsschulden das Handelsmonopol mit der Südsee und das Recht, das Aktienkapital unbegrenzt und zu jedem Kurs erhöhen zu dürfen. Gerüchte heizten den Aktienkurs an. Im Jahr 1720 stieg der Kurs der Aktie von 120 auf beinahe 1.000 Pfund – ohne dass die Gesellschaft je Gewinne erwirtschaftet hatte. Als das Direktorium der Firma Aktien verkaufte, stürzte der Kurs rasch ab. Manche erlitten Verluste von 90 Prozent. Auch Sir Isaac Newton verlor mit Aktien dieser Firma ein Vermögen.

Basis für die Preisfindung am Kapitalmarkt sind unsichere zukünftige Zahlungsströme.

Die Preisfindung erfordert:

- die Bestimmung von Erwartungswerten der zukünftigen Zahlungsströme
- die Bewertung der Risiken und die Bestimmung der Risikoprämie
- das Abzinsen (mit dem risikolosen Zins und der Risikoprämie)

Der Zinssatz für das risikogerechte Abzinsen ergibt sich am Markt aus Angebot und Nachfrage. Die Bestimmung von Erwartungswerten über zukünftige Zahlungsströme und die Ermittlung des risikoangepassten Abzinsungsfaktors sind schwierige Aufgaben.

Kursblasen - oder doch rationale Erwartungen?

 

Der Preis für Wertpapiere kann stark schwanken, wenn sich die Erwartungen über zukünftige Zahlungsströme ändern. Werden etwa Informationen bekannt, die auf langfristig hohes Wachstum schließen lassen, wird der Aktienkurs steigen. Denn Wertpapiere werden als abgezinste Erwartungen künftiger Zahlungen bewertet. Manchmal scheint es jedoch, als würden Kurse über längere Zeit ohne fundamentalen Grund ansteigen - dies wird salopp als Blase bezeichnet. Wie Luftblasen platzen auch Kursblasen irgendwann mangels Substanz.

Kursblasen als Marktineffizienzen

 

Wissenschaftlich werden Kursblasen als besondere Formen von Marktineffizienzen charakterisiert. Im Nachhinein ist es leicht, von Blasen zu sprechen. Da es bei der Preisbildung von Wertpapieren aber um Erwartungen über die Zukunft geht, muss man unterscheiden, ob die Erwartungen, die zu hohen Preisen geführt haben, zwar zum damaligen Zeitpunkt rational waren und sich später als zu optimistisch herausgestellt haben, oder ob sie auf einer populären Erzählung beruhten, in der Hoffnung, den Vermögenswert in der Zukunft zu einem höheren Preis weiterverkaufen zu können. Nur im zweiten Fall sollte man von einer Blase sprechen.


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